Altern soll auch einen Gewinn bedeuten
Die Gemeinde Bodenwöhr führt im Januar eine Bürgerbefragung Generation 65+ durch.
„Alt werden“ ist heute angesichts der stark angestiegenen Lebenserwartung nicht mehr nur die Sache einer möglichst hohen Zahl erreichter Lebensjahre, sondern wegen des medizinischen Fortschritts zunehmend die Frage eines möglichst gesunden und zufriedenen Alterns. In Bayern wurde vor zehn Jahren mit der gesetzlichen Verankerung der Seniorenpolitischen Gesamtkonzepte der Startschuss für eine neue und zeitgemäße kommunale Seniorenpolitik gegeben. In Bodenwöhr veranstaltete man damals Workshops, in denen viele Ideen geboren wurden – und aus diesen Ideen entstanden Projekte, die heute sehr wertvoll sind. So wurden der Verein Bürgerhilfe und der Generationenbeirat gegründet, Computerschulungen angeboten und sich für mehr Barrierefreiheit eingesetzt.
Nun erstrebt man eine Fortentwicklung, versichern Bürgermeister Georg Hoffmann und Günter Makolla, der Sprecher des Generationenbeirats. Zum Beispiel liegt Makolla die Vermittlung von Multimedia-Kompetenz sehr am Herzen. „Die Gemeinde informiert verstärkt die Bürger über soziale Kanäle wie Facebook. Die Älteren sollen daran Anteil haben“, erklärt er.
Im Januar wird deshalb an alle Senioren ab 65 Jahren ein Fragebogen mit einem frankierten Rückumschlag versendet. „Jeder Bogen zählt und ist wichtig“, macht Hoffmann deutlich.
Die Themen darin sind vielfältig. So geht es zum Beispiel um barrierefreie Zugänge, Teilhabemöglichkeiten, ausreichende Infrastruktur, Unterstützungsmöglichkeiten zu Hause bis etwa hin zu verschiedenen Wohnformen im Alter, aber auch zu der Zeit während der Covid-Pandemie. Bei Letzterem, so berichtet Günter Makolla erleichtert, habe man gute Erfahrungen mit der Hilfsbereitschaft der Bürger gemacht. Nicht nur die Bürgerhilfe selbst kam während der Pandemie bisher zum Einsatz – Nachbarn und Freunde helfen sich gegenseitig.
Die Gemeinde erarbeitet derzeit ihr nachhaltiges städtebauliches Entwicklungskonzept, kurz INSEK genannt. Dieses Konzept blickt in der Entwicklung mehrere Jahrzehnte in die Zukunft. Wichtig sind zum Beispiel: Wie verändert sich der Bedarf bei betreutem Wohnen, bei Tagespflege oder bei Pflegeheimen? Was erleichtert der Generation Service+ ihren Alltag? „Das sind alles Dinge, die man berücksichtigen und die man am Bedarf orientieren muss“, betont Hoffmann.
Die Wünsche der Senioren sollen bei der Gemeindepolitik berücksichtigt werden. Es käme schließlich ganz entscheidend darauf an, die vorhandenen Fertigkeiten und Potenziale einer selbstständigen, selbstbestimmten und eigenverantwortlichen Lebensgestaltung zu stärken, damit Altern in vielen Bereichen auch Gewinn bedeutet.
Info
Das Modellprogramm wird wissenschaftlich begleitet. Das Institut AfA - Arbeitsgruppe für Sozialplanung und Altersforschung berät und unterstützt bereits für Fragen zur Antragstellung und auch während der Modellphase (Tel.: 089/89623045, E-Mail:
info@afa-sozialplanung.de).
Zitat
„Der Zusammenhalt der Bürger war während der Pandemie besser als erwartet.“
Günter Makolla
Sprecher des Generationenbeirats